
Aller Anfang ist schwer. Bitte beachten: Die nachfolgenden Gedanken habe ich an einem Tag verfasst, an dem es mir mental nicht so gut ging:
Es ist Montag 15:30 und ich liege im Bett. Immer noch. Die zweite Woche hat gerade mal begonnen und ich frage mich jetzt schon, was ich mit all der freien Zeit anfangen soll, die ich das nächste Jahr jede Woche haben werde.
Manche Leute beklagen sich, dass sie in ihrem Alltag nicht genug Zeit für ihre Hobbys, für ihre Freunde und Familie haben oder einfach nur, um sich zu entspannen und nichts zu tun. Auch wenn ich nichts gegen einen “lazy day” im Bett habe, bin ich doch eher ein aktiver, unternehmungslustiger Mensch. Ich bevorzuge viel zu tun, statt wenig. Vor allem im Alltag. Und das hier ist mein neuer Alltag. Wäre ich im Urlaub, wäre das etwas anderes. Urlaub ist dazu da, sich zu entspannen, sich treiben zu lassen und das zu machen, worauf man Lust hat. Aber das kann ich nicht. Denn das ist mein neuer Arbeitsalltag. Erstens, bin ich an einen Ort gebunden und zweitens, vermisse ich die Vielseitigkeit von Berlin. Dabei frage ich mich, warum. Es ist nämlich nicht so, als hätte ich diese Vielseitigkeit in Berlin wirklich so oft ausgenutzt und jeden Tag alle möglichen neuen Dinge unternommen. Liegt es also wirklich nur an der Möglichkeit, verschiedene Dinge unternehmen zu können, die diese Stadt hier eben nicht bietet oder liegt es an etwas anderem.
Liegt es vielleicht daran, dass mir hier einfach einige wenige Menschen fehlen, die mir wichtig sind. Oder daran, dass es hier keine Möglichkeiten gibt, auf einfache Weise neue Menschen kennenzulernen. Wäre ich zum Beispiel in eine andere Stadt gezogen, die Berlin vom kulturellen und sozialen Angebot gleicht, würde ich mir jeden Tag einen neuen interessanten Kurs suchen und Leute kennenlernen, die die gleichen Leidenschaften teilen wie ich. Ich würde in Cafés gehen, in Parks, Museen und Büchereien. Ich würde jeden Tag einen neuen Sportkurs ausprobieren, schwimmen und Töpfern gehen, in Bars und Restaurants und in Clubs und zu Konzerten.
Aber hier gibt es so etwas nicht. Muss ich wirklich erst ans andere Ende der Welt gezogen sein, um zu realisieren, wie wichtig Freunde, Familie sind bzw. ein soziales Umfeld ist? Ich habe mich immer eher für einen “lonely wolf” gehalten. Doch jetzt muss ich feststellen, dass sich dieser “lonely wolf” nur dann auch wohlfühlt, wenn er von vielen Leuten umgeben ist und nicht, wenn er wirklich ganz alleine ist.
Und auch wenn ich an die Arbeit hier denke, finde ich sie ein wenig langweilig und frage mich, ob es nicht den meisten so geht. Wird die Arbeit nicht auf Dauer immer repepetitiv und dadurch langweiliger. Kann es überhaupt einen Beruf, eine Tätigkeit geben, die einen tagtäglich vor neue Herausforderungen stellt und jedes Mal neue, andere, kreative Lösungen braucht? Liegt da nicht das Limit eines jeden Berufes? Nämlich, dass auf kurze oder längere Sicht, jede Tätigkeit einem bestimmten, sich wiederholenden Muster folgt. So war es bei meinem letzten Job doch auch. Also warum mache ich mir hier darüber viel mehr Gedanken? Hängt das wieder damit zusammen, dass mir hier mein soziales Umfeld fehlt?
Es gibt kein DICH ohne ein DU.